Heilung von Entwicklungsstörungen – NARM = das neuroaffektive relationale Modell™
In neueren Jahren hat sich die Rolle der Selbstregulierung als wichtiger Aspekt psychologischen Denkens durchgesetzt. Das neuroaffektive relationale Modell™ (NARM) überträgt den aktuellen Kenntnisstand zur Selbstregulierung in die klinische Praxis. Der Schwerpunkt dieses ressourcenorientierten, nichtregressiven Modells liegt darauf, dem Einzelnen zu helfen, mit jenen Anteilen in sich in Kontakt zu gelangen, die organisiert und kohärent und einwandfrei funktionieren. Es wirkt darauf hin, Organisation in jene Anteile zu bringen, deren Organisation und einwandfreies Funktionieren gestört sind, ohne die regredierten, dysfunktionalen Elemente zum primären Gegenstand der Therapie zu machen.
„Die spontane Bewegung in uns allen zielt auf Verbindung. Ungeachtet dessen, wie zurückgezogen und isoliert wir geworden sind, und ungeachtet der Schwere des Traumas, das wir erlebt haben, gibt es – gerade so, wie die Pflanze sich spontan auf die Sonne zubewegt – in jedem von uns einen Impuls in Richtung Verbundenheit mit uns selbst und mit anderen.“
Dr. Laurence Heller
Das Neuroaffektive Beziehungsmodell (NARM) ist ein psychodynamischer und körperorientierter Ansatz für die Behandlung von Entwicklungstrauma, der gleichzeitig mit der Dysregulation des Nervensystems, mit gewachsenen Identitätsverzerrungen und mit deren wechselseitiger Verflechtung arbeitet. Das gleichzeitige Arbeiten auf der körperlichen und der psychologischen Ebene menschlichen Seins ist eine bedeutsame Perspektivenerweiterung mit tiefgründigen Implikationen für die Arbeit mit Beziehungs-, Entwicklungs- und Bindungstrauma.
Das Anliegen von NARM ist die Verbindung mit sich selbst, den Gefühlen, dem Körper und der eigenen Lebendigkeit. Sie ist, ebenso wie die Verbindung mit anderen, unser tiefstes Bedürfnis und unsere größte Herausforderung im Leben.
Konzeptionelle Grundannahmen
NARM beruht auf der Grundannahme, dass die unzureichende Befriedigung biologischer Grundbedürfnisse die somatische und affektive Selbstregulierung, die Identität und die Beziehungsfähigkeit deutlich beeinträchtigt. In dem Ausmaß, in dem unsere biologischen Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden, entwickeln wir auf somatischer Dysregulation beruhende Überlebensstrategien. Wir entfremden uns dabei von unserem Körper, verlieren die Verbindung zu unseren Emotionen und entwickeln in der Folge Identitätsverzerrungen und Beziehungsstörungen.
Arbeitsweise
NARM arbeitet mit diesen aus dem Verlust der Verbindung entstandenen und im weiteren Leben unbewusst wirksamen Überlebensmustern auf den Ebenen von Identität, Emotion, Physiologie und Verhalten. Die Arbeit ist nicht-regressiv, ressourcenorientiert und erfolgt beziehungsbezogen im Hier-und-Jetzt. Sie verbindet Somatic Experiencing mit psychodynamischen Modellen wie Bindungs- und Objekt-Beziehungs-Theorie und schlägt gleichzeitig einen Bogen zu einem umfassenderen Verständnis über die Natur von Identität.
Methodisch arbeitet NARM gleichermaßen und gleichzeitig von unten nach oben (bottom-up), vom Stammhirn zum Neokortex, wie von oben nach unten (top-down), vom Neokortex zum Stammhirn. Das Vorgehen von oben nach unten arbeitet mit Kognitionen und mit Emotionen und konzentriert sich auf die Erkundung und Auflösung von behindernden Identifikationen in Bezug zu sich selbst und anderen. Das Vorgehen von unten nach oben fokussiert auf den Körper, das Spürbewusstein (somatic mindfulness) und die instinktiven Reaktionen, die durch das Stammhirn vermittelt werden und dann nach oben wandern, wo sie die limbischen und kortikalen Areale des Gehirns beeinflussen. Die Integration beider Herangehensweisen erweitert erheblich die therapeutischen Optionen in der Arbeit mit Entwicklungstrauma.
„Die Arbeit mit dem NARM-Ansatz stärkt schrittweise die Verbindung zu sich selbst im gegenwärtigen Moment. Die Verfolgung des Prozesses von Verbindung/Trennung, Regulierung/Dysregulierung in der Gegenwart hilft den Klienten, sich mit ihrem Gefühl der Handlungsfähigkeit zu verbinden und sich weniger als Opfer ihrer Kindheit zu fühlen.“
Dr. Laurence Heller